Pages

Sunday, March 28, 2010

Letzte Ausstellung in der Wohnung

Große Werkschau:
Jürgen von Hündeberg, Beeinflusser
(Malerei und Materialcollagen von 1945 bis 1996)

Wann: Vernissage am Freitag, den 9. April 2010
ab 18:00 Uhr
Wo: Oettingenstr. 4 / ll. Stock, 80538 MÜNCHEN
Öffnungszeiten: Täglich 15:00 bis 18:00 und nach Vereinbarung
Telefon während der Ausstellung: 089 - 22 44 70
Dauer der Ausstellung: bis Sonntag, den 18. April 2010
Kontakt: Tobias Marx 030 - 61 62 63 60 / tobchueymarx@hotmail.com


Der einst von der Avantgarde der 50er und 60er Jahre gefeierte Münchner Maler Hans-Otto Maximilian Jürgen von Hündeberg (1922 - 1996), genannt Iwan, war bereits zu Lebzeiten eine Legende. Dennoch verschwand er im Lauf der Zeit fast vollständig aus dem Kunstbetrieb. Das lag nicht zuletzt daran, daß er sich ebenso früh wie konsequent der Anpassung an den Markt verweigerte. Bis heute ist sein Werk für Kenner und Bewunderer wegweisend. In seinen teils amorphen, teils streng komponierten Bildern und Materialcollagen gelang es Hündeberg, reine Atmosphäre und Emotion zu zeigen. Bestimmend ist in seinen Arbeiten das Verhalten von Farbe und Material zur Fläche. Er gab dabei den Versuch nie auf, das Sehen zu bewegen, es so zu vertiefen, daß das Unsichtbare sichtbar wird. Seine Werke reflektieren eine ihm ureigene innere Spannung zwischen Begierde und Gelassenheit.

Hündeberg war ein Exzentriker und Egomane, ein Verunsicherer, nannte sich selbst Beeinflusser und war beeinflusst, wenn auch schwer zu beeindrucken. Er war ein sehr bewusster Mensch, ein schneller Denker und langsamer Maler, voll der Ironie und des Widerspruchs, ein Zyniker, Spötter und Charmeur, der es liebte, mit seiner aristokratischen Haltung zu spielen - eine schillernde Persönlichkeit. In den Nachkriegsjahren war er einer der ersten Morphinisten der Stadt und während der bewegten 60er und 70er Jahre aus der Münchener Bohème nicht mehr wegzudenken. In der Gesellschaft Klaus Kinskis und bei ausschweifenden Festen und ganzen Badewannen voller Kartoffelsalat mit Rainer Werner Fassbinder war Jürgen von Hündeberg ebenso vertreten wie bei der Theaterarbeit im Büchner-Theater und später im ProT mit Alexej Sagerer, Franz Xaver Kroetz, Carmen Nagel, Helmut Berninger und Peter Fjodoroff, um nur einige wenige zu nennen. Bei einer denkwürdigen Inszenierung des Oblomow (Gontscharow, Bühnenbearbeitung von F. X. Kroetz, 1969) ließ er sich durch ein im Bett liegendes Tonbandgerät vertreten.

Ganze zehn Jahre lang verließ Hündeberg die Wohnung nicht. Es war seine Frau, die während dieser Zeit einen unerschöpflichen kulturellen Fundus in Form von Schallplatten, Büchern und anderen unentbehrlichen Neuigkeiten ins Haus brachte und ihn damit anstachelte und inspirierte. Hier, in der Wohnung in der Münchner Oettingenstraße 4, entstanden seine Werke, eine Kunst, die sich aus Visionen, Philosophie und Architektur nährte, und sich in Malerei und Materialcollagen manifestierte.

Diese umfassende Ausstellung, die nur eine Woche dauert, ist die einmalige Gelegenheit, Hündebergs Kunst am Ort ihrer Entstehung, in seiner Wohnung, ein letztes Mal zu erleben oder auch neu kennen zu lernen.

Spaetes Oel auf Hartfaser

Lebenslauf

1945
Zeichenklasse bei Prof. Schinnerer
Unterweisung von Werner Gilles
Stierbilder, Spiralbilder, Portraits - Selbstportrait, Portrait der Mutter

seit 1947
als freier Maler tätig

1950
Durchbruch zur abstrakten Malerei

ab 1950
laufend Ausstellungen im Haus der Kunst, München
“Große Deutsche Kunstausstellung” und “Neue Gruppe”
(“Das Wunder von Schwabing” - die ersten beiden abstrakten Bilder, die im HdK verkauft werden, sind von Hündeberg)
Freundschaft und Zusammenarbeit mit Brigitte Meyer-Denninghoff
ständige Verbindung mit der Galerie Otto Stangl, mehrere Ankäufe
Freundschaft mit dem Kunstkritiker John-Anthony Thwaites

1951
Ausstellung “Süddeutsche Künstler” in München, Karlsruhe, Düsseldorf, Hamburg, Berlin

1952-54
“Contemporary Drawings from Twelve Countries”, Wanderausstellung durch die U.S.A.,beginnend im Museum of Modern Art, San Francisco, später im Art Institute of Chicago

1953
Heirat mit Elisabeth Hennighaußen und Geburt eines Sohnes
Kollektivausstellung im “Studio für Neue Kunst”, Wuppertal
(zusammen mit Fred Thieler, Rupprecht Geiger und Brigitte Meyer-Denninghoff)
Erwähnung in der Zeitschrift “L’art d’aujoudhui”, Paris

seit 1953
“Gesellschaft der Freunde junger Kunst”, München (seit 1957 auch in Düsseldorf)
Teilnahme an der Leihbildnerei
Freundschaft mit Prof. Franz Roh
Große Schaffenszeit im eigenen Atelier
Ölbilder, Graphiken, Papier- und Materialcollagen

1954
Tod des Sohnes

1955
Geburt der Tochter Isabella

seit 1955
Mitglied der Künstlervereinigung “Neue Gruppe”
Freundschaft mit Udo Dammert, Pianist und Kunstsammler, Zahlreiche Ankäufe

1956
Stipendium Kulturkreis im Bundesverband der Deutschen Industrie und Ausstellung
“Ars viva” in Baden-Baden und Leverkusen

1957
Teilnahme am “Premio Lissone”
Erwähnung im Lexikon der Abstrakten Malerei, Knaur Verlag München

1958
Ausstellung in der Göppinger Galerie, Frankfurt
Weitere Künstlerfreundschaften und Begegnungen:
Fritz Winter, Theodor Werner, Norbert Kricke, Otto Piene, Helmut Lachenmann, Helmut Vakily

1958
Arbeit als künstlerischer Berater am Kurzfilm “Präcolumbische Kunst” (von Norbert Netzer)
über das Leben der Mayas anlässlich einer Ausstellung im HdK. Als Hintergrund werden Hündeberg-Bilder verwendet. Der Film wird abgedreht, kann aber wegen der fehlenden Endfinanzierung nicht fertiggestellt werden und ist leider seither verschwunden

seit 1958
Freundschaft mit dem Maler Helmut Berninger, München

1959
Ausstellung “Junge Maler - Alte Plastik” in der Galerie Hella Nebelung, Düsseldorf
Besuch bei Otto Piene, Düsseldorf
Große Gold-Bilder und weitere Materialcollagen

1961
Große Bild/Materialcollage zur Ausstellung Künstlerbund (wird beim Transport zerstört)
Geburt der zweiten Tochter Clarissa

1962
umfassende Ausstellung in der Galerie Leonhard, München
Ankauf Bayerische Staatsgemälde-Sammlung (Dr. Martin)
Seerosenpreis, München (mit Edgar Ende und drei weiteren Kuenstlern)

seit 1964
Freundschaft mit Maler Otto Mirtl

1965
Ströher-Preis und Ankäufe von Karl Ströher, Darmstadt
mehrere Besuche von Karl Ströher im Atelier in München

seit 1966
Freundschaft mit Franz Xaver Kroetz

1967
Ankauf Münchner Stadtmuseum “Goldener Kontinent”
Radierungen in Zusammenarbeit mit Otto Mirtl

1968
Arbeit am Tonband “Oblomov”
Bearbeitung des Romans als Bühnenstück von F. X. Kroetz
Hündeberg übernimmt die Stimme des Oblomov, tritt aber nicht selbst auf
Zusammenarbeit mit Kroetz und Peter Fjodoroff
Premiere im Büchner-Theater

1969
“Status Animae” von Helmut Berninger / Büchner-Theater
Aufführung im Werkraumtheater (Hündeberg nennt sich auf der Bühne Maximilian v. Berg)

1969
“Krimi” Film von Alexej Sagerer; Hündeberg (Maximilian v. Berg) als Boss

seit 1970
Experimentelle Musik und Konzerte mit Michael Kopfermann und Peter Fjodoroff
verschiedene Film-, Theater- und Musikprojekte im ProT
jahrelange intensive Zusammenarbeit mit Alexeij Sagerer

1971
ProT. Das erste Stück von F. X. Kroetz “Michis Blut” mit Jona Adam und Nikolai Nothof;
Regiearbeit im Auftrag von F. X. Kroetz

1972
Ausstellung “Auckland Gallery”, Neuseeland

1972 / 73
Arbeit mit A. Sagerer am Film “Aumühle”; u.a. dafür Komposition und Erarbeitung der Musik

1984
Ausstellung Stadtmuseum München
vollständig zurückgezogene Arbeit an einer Vielzahl von Gouachen
ständige Auseinandersetzung mit der “Farbe ohne Form”
lange intensive Beschäftigung mit Aktzeichnungen und -bildern
keine Ausstellungen, wenig Kontakt zur Außenwelt

seit 1993
nach Krankheit große Schaffensperiode; es entstehen sehr viele neue Bilder, teils sehr großen Formats, und neue Materialcollagen in Zusammenarbeit mit dem Schüler Tobias Marx

1994
Ankäufe von Jutta Assel, Kunstkritikerin
Ausstellung “Avantgarde der 50 / 60er Jahre” in der Galerie Bernd Dürr, München

1996
am 21. August Tod nach schwerer Krankheit


posthum:
2000 Ausstellung in der Galerie Frank, München
2009 Ausstellung mit Samy Hofstetter im Grundbuchamt Ebersberg

Englischsprachiger Wikipedia-Eintrag

Hier ist eine Kopie des Wikipedia-Eintrags fuer Juergen von Huendeberg, Stand 28. Maerz 2010. Nachdem manchal Wikipedia-Eintraege ploetzlich verschwinden koennen, ist das hier eine Archivkopie.

Juergen von Huendeberg

From Wikipedia, the free encyclopedia


Juergen von Huendeberg (aka Hans-Otto Maximilian von Huendeberg, HOMJ von Huendeberg, or simply “Iwan”), was a German painter often associated with the abstract art of the post-war years.
A collage by Juergen von Huendeberg.
A collage by Juergen von Huendeberg.


Early Years, Nazi Regime and World War II

Juergen von Huendeberg was born April 10, 1922 in Dresden, Germany into a family of Baltic Germans. Since early childhood, he lived in Munich, Germany, where he studied architecture and philosophy at the Munich University, two years at the Academy of Fine Arts Munich (1945-1947) and some time under Werner Gilles and Adolf Schinnerer.

During the Nazi regime, as a young man, he was briefly attracted to the Hitler Youth but soon became disenchanted with them. Later he became friends with Kurt Huber, who nevertheless encouraged him not to actively join his resistance movement, knowing full well of the danger. As a person without a German passport, von Huendeberg was first not allowed to join in the war efforts; when later all German residents were required to join, a woman friend of his helped him remain undetected. This friend, a doctor much older than him, also introduced him to morphine to help with his migraines; struggling with the use of opioids, prescription medicine and alcohol was to remain a lifelong effort of his.

Post-War Period

Von Huendeberg's very early paintings were along the lines of Magic Realism, a form of New Objectivity, an art movement that arose in Germany in the early 1920s as an outgrowth of, and in opposition to, expressionism. Soon, however, von Huendeberg’s work became almost exclusively abstract. The qualifier “almost” is significant; there was no technique or form of expression that von Huendeberg ever excluded.

In 1949, he became connected with ZEN 49, a group of German artists who strove to create new forms of expression for abstract art. The word Zen was to reflect their rejection of materiality and a focus on meditation; 49 refers to the year they were founded, four years after World War II.

Von Huendeberg was friends with and exhibited with some of their members, for example Rupprecht Geiger and Brigitte Meier-Denninghoff in the Studio for New Art (Studio fuer Neue Kunst) in Wuppertal. Von Huendeberg never became an outright member of the group, a sign even back then of his almost renegade refusal to be anyone but himself, to be a member of any group but humanity. Significantly, he also never became a German citizen, proud to his death of the fact that he never had any citizenship (his parents, after being displaced after World War I, held the Nansen passport. This connection to peaceful internationalism was always important to him).

Art critic Franz Roh, one of whose books features a painting by von Huendeberg on the front cover, once spoke of visual art immediately after World War II as containing “the demonic, praised by Goethe as most deep [which] hints at our existential loneliness vis-a-vis the universe – or in the face of a truly inner and productive way of life.” Von Huendeberg’s art, which often features dark, almost ominous colours pierced by small patches of deep, shining light, was sometimes interpreted as depressing; Roh’s description as “demonic”, which hints, as well, to von Huendeberg’s mystic qualities, may be more apt.

Abstract Art: Colour Without Form

Von Huendeberg made much use of the colour gold. Art critic John Anthony Thwaites pointed to von Huendeberg’s Russian-Baltic heritage and the golden background used in Russian icons. Art historian Ivo Kranzfelder describes how in his oil paintings, von Huendeberg created a feeling of space by juxtaposing broad planes of colour in almost perspectival arrangements. This depth was underscored by experimenting with adding structure through the use of materials such as sackcloth and sand, thickly textured paint and even incorporating paint tube caps into the painting. The topic of "colour without form" was always on his mind. Collages were a natural extension of these techniques. Just as his paintings often have a sculpted feeling, his collages always evoke the pictorial. A collage consisting of chains and jewels decorating Jesus on the cross points back to the iconic.

Agnosticism and Psychoanalysis

Deeply mystic in his art, von Huendeberg was, however, staunchly rational about religion, a fierce agnostic firmly rooted in the tradition of humanism and the Enlightenment. Partly, his agnostic stand was connected to his interest in and involvement with psychoanalysis. His friendships with various prominent Munich psychoanalysts were an important source of inspiration to him. Von Huendeberg's combination of mysticism and commitment to the rational, paired with his unbridled irreverence, a constant drive to explore new ideas, a steadfast refusal to be categorized, as well as playful irony in close companionship with serious craftsmanship, confused and irritated more than one critic.

The Success Years

Von Huendeberg enjoyed success for quite some years. His were the first two abstract paintings bought by the House of Art (Haus der Kunst), Munich's main museum for modern art. 1956 he received a cultural scholarship from the German Industry Association, 1957 he was invited to the Premio Lissone, 1962 he won the Seerosen-Preis (Lotus Prize) together with Edgar Ende and three other artists. His paintings were shown in Italy, Canada, the US and New Zealand. There were numerous exhibitions in Germany, including one with a close artist friend, Helmut Berninger.

Disenchantment With The Visual Arts Scene and Other Artistic Endeavours

From the mid 60s on, von Huendeberg lost interest in exhibitions and the visual arts scene and his public life as an artist concentrated on experimental theatre, film and music. Nevertheless, he still worked as a painter, for example when experimenting with etchings with fellow artist Otto Mirtl. The fumes from performing this in an unventilated chamber, combined with his liberal use of alcohol, almost killed him, leaving him in a liver coma for three weeks, which he miraculously survived. Shortly before his hospitalization, he starred in a slide/theatre play as Oblomov, a Russian nobleman full of fabulous ideas but lacking the ability to make any decisions whatsoever. This play, adapted by one of his many proteges, the then young and unknown Franz Xaver Kroetz, mirrored much of who von Huendeberg was – a brilliant artist who at times was incapable of leaving the house for years on end, haunted by depression and addiction. For years, von Huendeberg also worked closely with avantgarde theatre artists Alexeij Sagerer and Cornelie Mueller and had friendships with film personalities such as Rainer Werner Fassbinder and Klaus Kinski.

More Than Just a Post-War Curiosity

In art circles, Juergen von Huendeberg is usually discussed in connection with the avantgarde of the 50s and 60s. But as art historian Ivo Kranzfelder states, it would be a great mistake to see him only as a historical phenomenon. While his charcoal drawings and oil paintings from this time are important, his erotic drawings and watercolours, experimentations with markers and spray paint and hundreds of acrylic gouaches where he doggedly pursued the exploration of spherical shapes and even his landscape sketches and portraits show a never ending variety and growth in his artistic expression. Shortly before his death, he only seemingly returned to his roots, painting in oil once again generous geometric shapes, mostly in earth tones, always illuminating his paintings with his trademark brilliant light effects. However, this return was an evolution, on a higher level of Goethe’s spiral of growth that von Huendeberg liked to cite frequently.

Personal Data

Von Huendeberg died on August 21, 1996 of pancreatic cancer, meeting his death with the same conscious, curious and nonchalant eyes that saw and depicted all of his life. He was married to Elisabeth, nee Hennighaussen, a music librarian. They had three children, Nikolaus (1953-1954), Isabella (born 1955) and Clarissa (born 1961).

Links

Ivo Kranzfelder: Juergen von Huendeberg. Ein zu wenig bekannter Muenchner Maler (Juergen von Huendeberg. A Munich Painter, Too Little Known.) Weltkunst No. 13, November 2004
Werner Gilles
Adolf Schinnerer
ZEN 49
Premio Lissone
Cornelie Mueller
Alexeij Sagerer
Helmut Berninger